Welches Luftgewehr für Anfänger? Ein Guide für angehende Luftgewehrschützen!
Luftgewehrschießen hat für viele von uns einen etwas sentimentalen Charakter: Wer in oder vor den 80er Jahren aufgewachsen ist, erinnert sich vermutlich an seine ersten Schießversuche im heimischen Garten. Ein paar Konservendosen als Ziele auf dem Gartenzaun platziert und mit dem alten Knicklauf-Luftgewehr des Vaters darauf angehalten.
Natürlich wäre dies heutzutage ein grober Verstoß gegen das Waffenrecht, und auch wenn mir die Regelungen des Waffenrechts von vor über 40 Jahren nicht geläufig sind, müssen wir zugeben dass dieses Vorgehen bereits damals sicher nicht als besonders verantwortungsvoll bezeichnet werden kann. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass Luftdruckwaffen auch heute noch bei jung und alt beliebt sind, sowie einen günstigen und einfachen Zugang zum Spaß des sportlichen Schießens bieten.
In den letzten Jahren hat das Schießen mit Luftdruckwaffen ein Revival erlebt: Zusätzlich zu gelegentlichen Zielübungen im heimischen Keller oder (unter Einhaltung der rechtlichen Voraussetzungen) im Garten, erlebt das Hobby des Sportschießens mit freien Luftgewehren und -Pistolen auch in Vereinen wieder deutlich mehr Zulauf als um die Jahrtausendwende noch. Zum einen trägt der Umstand dazu bei, dass Luftgewehre sowie die zugehörige Munition, vergleichsweise günstig sind. Zum anderen liegt es daran, dass Luftgewehre heute nicht mehr nur für einfache Zielübungen – dem sogenannten “Plinken” – genutzt werden, sondern dass sich eine große Anzahl verschiedener Disziplinen jenseits der klassischen “10 m Olympisch” etabliert haben. Diese finden mittlerweile selbst in vielen Schützenvereinen starken Anklang und werden dort entsprechend gefördert. Der Nachteil ist jedoch, dass es für angehende Luftgewehrschützen schwierig ist, aus der Fülle des Angebotes das für sich passende Equipment zu finden.
Was sind eigentlich “freie Luftgewehre”?
Sogenannte freie Luftdruckwaffen sind Waffen, die man ab 18 Jahren ohne weitere Voraussetzung kaufen kann. Diese haben eine Geschossenergie von höchstens 7,5 Joule, sind mit der Kennzeichnung “F im Fünfeck” versehen und eignen sich bereits hervorragend für die Freizeit und das sportliche Schießen. Waffen, auch Luftgewehre, mit einer Geschossenergie von über 7.5 Joule sind dagegen streng reguliert und nur für Sportschützen mit einer sogenannten Waffenbesitzkarte erhältlich. Unabhängig davon, ob die Geschossenergie über oder unter 7.5 Joule liegt, dürfen diese Waffen jedoch nur in einem verschlossenem Transportbehältnis von oder zum Schießplatz transportiert werden. In der Öffentlichkeit geführt werden, dürfen auch handelsübliche und ab 18 Jahren frei erhältliche Luftgewehre nicht!
Nachdem dies gesagt ist, kommen wir nun zum eigentlichen Punkt dieses Beitrages: Welches Luftgewehr ist für Anfänger geeignet? Nun, auf diese Frage gibt es nicht _DIE_ eine Antwort: Der Luftgewehrsport ist sehr vielseitig, und entsprechend hängt die Antwort davon ab, was man mit dem Luftgewehr eigentlich so tun möchte. Natürlich sollte man sich nicht gleich am Anfang auf eine bestimmte Disziplin festlegen. Doch gerade beim Erstkauf ist es wichtig, dass man sich zumindest über die verschiedenen Möglichkeiten, die einem das Luftgewehrschießen bietet, ein paar Gedanken macht.
Gelegentlich plinken oder Wettkampf auf Wettbewerbsniveau?
Der Luftgewehrsport ist sehr vielseitig. Und gerade deshalb wäre es schade, sich gleich am Anfang Möglichkeiten zu verbauen oder gar sich selbst den Spass am Hobby zu verderben, nur weil man ein unpassendes Gewehr gekauft hat.
Beginnen wir mit dem sogenannten “Plinken”, dem ungezwungenen Schießen auf verschiedene Ziele. Hier steht nur der Spaß im Vordergrund und das Schießen dient nicht dem Zweck irgendeine Disziplin zu trainieren. Entsprechend gibt es hier eigentlich kaum Einschränkungen, was das “ideale” Gewehr für Anfänger angeht: Erlaubt ist, was gefällt. Einen günstigen Allrounder bietet die Diana Eleven. Für einen günstigen Preis erhält man ein klassisches Knickschaft-Luftgewehr mit ergonomischen Kunststoff-Lochschaft und einstellbaren Backen, Fiberoptik-Visierung, eine 11mm Prismenschiene und eine Metallabzug mit einer automatischen Sicherung. Das Kaliber der 2,6 kg leichten Waffe beträgt 4,5 mm (Diabolo), der UVP liegt derzeit bei ca. 100 Euro.
In dieser Liste darf ein Modell nicht fehlen: Die Weihrauch HW 30 ist mit einem Preis von knapp 250 Euro zwar etwas teurer, allerdings erhält man hier ein über Jahrzehnte bewährtes Luftgewehr, das neben dem Plinken auch den Einstieg in Wettkampfdisziplinen wie Field Target ermöglicht. Die HW 30 verfügt über einen hochwertigen Druckpunktabzug, einen Korntunnel und ein höhen- und seitenverstellbares Mikrometervisier. Der mit beidseitiger Backe und Gummischaftkappe ausgestattete Buchenholzschaft ist lang und führig, die Waffe mit 2,5 kg Gesamtgewicht leicht.
Eine stetig wachsende Bekanntheit erlangt das sogenannte “Field Target” – eine unblutige Jagdsimulation, bei der auf verschieden große Klappziele in zwischen 9 und 50 Metern Entfernung geschossen wird. Neben der bereits genannten Weihrauch HW 30 hat sich hier die Weihrauch HW 97 als Quasi-Standard im Bereich der Federdruck-Luftgewehre etabliert. Für etwa 600 Euro erhält man ein professionelles Luftgewehr, das einem den Einstieg in eine der faszinierendsten Luftgewehrdisziplinen ermöglicht. Allerdings ist Field Target ein relativ materialintensiver Sport, so dass man mit nochmal ca 500-1000 Euro für nötiges Zubehör wie Zielfernrohre, einem optimierten Abzug oder ähnliches rechnen muss.
Als eines der typischen Pressluftgewehr-Einsteigermodelle fürs Field-Target im “unteren” Preisbereich, ist unter anderem die Dreamline-Serie der Firma FX zu empfehlen. Dieses Modell ist in einer Vielzahl von Varianten modular aufgebaut. Hat man sich für ein bestimmtes Modell entschieden, kann dieses zu einem späteren Zeitpunkt nach Wunsch umgerüstet werden. Allerdings beginnt der Einstieg hier bereits im vierstelligen Bereich und es müssen ab 1100.- Euro investiert werden.
Interessiert man sich für die klassische olympische 10m-Disziplin, empfiehlt sich aufgrund der Kosten meist der Einstieg über einen Schützenverein. Einsteiger haben hier meist die Möglichkeit, mit vereinseigenen Trainingswaffen zu trainieren. Wer dennoch etwas eigenes möchte, kann sich zu Beginn ein gebrauchtes Gewehr wie z.B. eine Feinwerkbau der 600er Serie zulegen. Diese sind meist für um die 500.- auf Auktionsportalen wie egun.de zu haben. Plant man aber die Teilnahme an Wettkämpfen, führt kein Weg an zeitgemäßen Pressluftgewehren vorbei. Als eines der Standartmodelle ist die Walther LG 400 zu nennen: Ein erprobtes und zuverlässiges Wettkampfgewehr, das von Schützenvereinen oft als Vereinswaffe eingesetzt wird. Der Einstieg beginnt hier aber bereits bei knapp 2000 Euro.
Was kostet denn nun der Einstieg? 100 Euro? Oder 2000?
Ihr seht, die eine Antwort auf das perfekte Gewehr für den Einsteiger gibt es (fast) nicht. Wer ab und zu mal ein bisschen im Keller oder der Scheune auf Blechdosen schießen will, für den ist eine Diana Eleven oder eine Weihrauch HW 30 sicherlich eine gute Wahl. Bei letzterer besteht zusätzlich die Möglichkeit, erste Wettkampfluft zu schnuppern. Geht es darüber hinaus, gibt es zwar Empfehlungen, aber… was für den einen Schützen passt, muss für den anderen Schützen nicht richtig sein. Daher empfehlen wir, sich vor dem Kauf mit Gleichgesinnten zu treffen und nach Möglichkeit, deren Gewehre probe zu schießen und verschiedene Disziplinen auszuprobieren. Im schlechtesten Falle erspart man sich “nur” einen Fehlkauf und den damit verbundenen Frust. Im besten Falle findet man eine nette Sportgruppe, der man sich anschließen kann!
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