Projekt: Feinwerkbau C25
Es ist schon ein paar Jahre her, ich war noch relativ neu im Verein und kannte kaum jemand außer den 4-5 FT Schützen, da traf ich Andreas und wir verstanden uns auf Anhieb.
Nach ein paar Trainings und den nachfolgenden Kaltgetränken, kam er eines Abends mit einem Koffer angewackelt. Er müsse aufräumen und ausmisten und ich als Jungschütze hätte vielleicht Verwendung für den Inhalt des Koffers. Ich staunte nicht schlecht, wie er mir die Feinwerkbau C25 anbot, mit der er mit 18/20 Jahren die Rundenkämpfe teilweise erfolgreich bestritten hatte. Sogar seine Armbanduhr, die er damals immer trug, lag noch drin. Die Batterie war natürlich leer.
Ich wusste um den Marktwert und ebenso, dass ich das Sportgerät eigentlich nicht brauche. Ich bin Langwaffenschütze, für Kurzwaffe bin ich zu wackelig. Andreas wollte aber nicht mal ein Zehntel des Marktwertes, er wollte nur, dass die Knifte in gute Hände kommt und ich war dafür ausgewählt worden. Der Preis wurde dann in Schoppen (für die Nicht-Pfälzer: 0.5l Wasser-Wein-Gemisch) umgerechnet und bei den nächsten Treffen entsprechend beglichen. Damit hatte ich also für knapp 20 EUR eine sehr gut erhaltene C25 inkl. Zubehör, Werkzeug und Anleitung bekommen. Die CO2-Kartuschen sind in dem Alter natürlich nicht mehr brauchbar und eine große Flasche wollte ich mir auch nicht antun. Die Abfüllerei ist auch nichts für mich. Glücklicherweise bekam das einer der Wieslocher Field Target Schützen mit und verwies mich auf einen seiner Artikel im co2air-Forum. In diesem ging es ebenfalls um eine CO2-Pistole, die er auf die Nutzung von 12 Gramm CO2 Kapseln umgerüstet hat. Das war quasi die Vorlage für mich.
Die Idee zum Umbau war geboren
Ich habe mich bis heute nicht mit Paintball oder Softair beschäftigt, aber in diesem Bereich gibt es Kapselhalter, die für die 12 Gramm Kapsel gemacht sind und Anstechdorn, Dichtungen und alles was man braucht gleich mit drin haben. Bestehend aus einem Kopf für die Aufnahme in die Waffe und einer aufgeschraubten Hülse, die die Kapsel aufnimmt und auf den Dorn drückt. Nach kurzer Suche im Versand-Fachmarkt mit 4 Buchstaben hatte ich solche Halter gefunden, 16 EUR das Stück plus Fracht. Gleich mal 2 bestellt, falls was schiefgehen sollte. Die Halter hatten natürlich die falschen Gewinde, das war irgendwas mit M20 oder M22, also viel zu groß für die Feinwerkbau. Mein Daddy hat ja aber ne kleine Drehbank und er war inzwischen recht fit im Umgang mit der Maschine. Um neue Gewinde zu schneiden, brauchte ich aber noch ein M18*1,5 Schneideisen. Selbiges hatte ich aber von meiner Dieselschrauberei liegen, welch Zufall.
Mit Bleistift, Zettel und Schieblehre bin ich dann auf die originalen Kapseln losgegangen und hab die Maße des Gewindestutzens abgenommen. Durchmesser und Länge müssen genauso passen, wie der Absatz und die Rille für den Dichtring vor dem Gewinde. Mein alter Herr hatte seine liebe Mühe damit, aber er hatte seinen Ansporn: Nicht nur, weil er auch Waffenbesitzer ist, sondern weil er sich keine Blöße geben wollte. Und schließlich ist das ja ein nettes Projekt und die C25 ist immerhin die jüngere Schwester seiner LP65.
Leider finde ich die Skizze vom damals nicht mehr. Ich hab die zwar mal aufgehoben, aber hab vergessen wo (hier bitte jetzt lachen). Aus meinem Bestand an O-Ringen für Dieselpumpen hatte ich für die Gewindegrößen passende O-Ringe aus NBR parat, die auch gegen Öl, Biodiesel und andere Stoffe resistent sind. Aus meinem früheren Job hatte ich auch noch ein paar Gramm feinstes Vakuum-Fett übrig.
Der Rest der Geschichte ist einfach und kurz (naja, fast). Mein Dad hat beide Halter auf der Drehbank bearbeitet, dabei haben zwar die Oberflächen durch die Backen des Drehfutters gelitten, aber das könnte man mit dem Edding, Sprühfarbe oder Brünierung für Alu ja kaschieren. Habe ich bis heute nicht gemacht.
Mit den überarbeiteten Haltern kam ich von einem Besuch bei den Eltern wieder zu Hause an, das Mädel verzieht sich vor die Glotze, ich mich in die Waffenkammer. O-Ring und Fett parat legen, Rolle Zewa und ein wenig Bremsenreiniger dazu, etwas Schmirgel, Zahnstocher, Waffe aus dem Koffer nehmen. Los geht’s: Mit einer feinen Nadelfeile, Zahnstocher und feinem Schmirgel, hab ich zunächst das neue Gewinde und die Dichtrille von Graten, Bearbeitungsspuren, Spänen und Dreck befreit. Mit Bremsenreiniger dann abgespült. Anschließend den O-Ring mit einem Hauch von Fett eingeschmiert, schön zwischen den Fingern verrieben und den O-Ring durch rollen rundum eingeschmiert. Dann den O-Ring über den Anschlußstutzen in die Dichtrille gerollt. Den O-Ring anschließend nochmal durchkneten, damit der sich auf seiner dünnen Fettschicht entspannen und in seine Grundform zurückdrehen kann. Macht man das nicht, kann es passieren, daß die innerlichen Spannungen den Ring früher oder später reißen lassen.
Alles noch drei mal kontrollieren und dann den neuen Halter in die Waffe einschrauben und dabei auch wieder einen Schraubertrick anwenden: Viele hätten wohl den Halter allein wegen „ich will wissen ob das klappt“ einfach reingedreht. Aus meiner Erfahrung raus weiß ich, dass das oft schief geht. Also den Halter mit dem Ring „einmassiert“, d.h. reingedreht bis der O-Ring anliegt, dann wieder eine 1/8 bis ¼ Umdrehung zurück, dann wieder eine halbe Umdrehung vor, dann wieder zurück. Eigentlich so, wie beim Gewindeschneiden, zumindest so, wie es mir beigebracht wurde. Das war ein bisschen fummelig, daher hab ich dann nochmal abgesetzt, etwas mehr Fett an den Ring, neu angesetzt und dann fluppte der einwandfrei rein.
Dann der spannende Moment: Ist es dicht?
Ich hab dann erstmal eine leere CO2 Kapsel gesucht und die mal reingedreht: passt alles, ist alles im Winkel, sieht es gut aus? Alles war gut. Dann gab es eine neue Kapsel. Wäre es undicht gewesen, hätte ich 30 Cent in den Sand gesetzt, also ein überschaubares Risiko. Es war dicht – und Wolfgang war zufrieden!
Bei CO2 Waffen kann man ja leer abschlagen, also ohne Geschoss im Lauf und ohne dass es der Waffe weh tut. Also die Tür zum Wohnzimmer zu gemacht, damit Weib und Katze nicht erschrecken, die Waffe von Trainingsmodus auf Wettkampfmodus umgestellt (ja, das geht bei der C25!) und 2 Leerschüsse gemacht. Gab trotz geschlossener Tür Mecker wegen des Knalls. Ich hab mich natürlich brav entschuldigt und grinsend bis zum nächsten Werbeblock mit vor den TV gesetzt. Beim nächsten Werbeblock erneut 2 Schuss gemacht. Wenn es nach 10-15 Minuten immer noch Druck auf dem System hat, scheint es dicht zu sein. Und so war es auch. Telefonisch musste ich dann natürlich die frohe Botschaft vermitteln, mein alter Herr hat sich auch gefreut und wollte natürlich Details über meine Nacharbeit haben, wollte wissen, ob seine Maßhaltigkeit ausreichend war. Es saßen dann in 2 Städten 2 grinsende Schmengers auf der Couch, beide zufrieden mit ihrer Arbeit.
Ist sie dicht?
Ich hatte die Kapsel dann über Nacht in der Waffe gelassen, am nächsten Tag war wieder Field Target Training angesetzt, also konnte ich über Nacht die dauerhafte Dichtigkeit der Konstruktion prüfen. Und falls alles dicht wäre, könnte ich dann ja die Kapsel im Verein entleeren, im Praxistest. Aus dieser Theorie wurde dann gelebte Praxis und ich konnte problemlos noch 40 Schuss raus holen, ohne dass ich bei meinem miserablen Schussbild (sagte ich schon, dass ich für Kurzwaffen zuviel zittere?) einen Druckabfall und die damit einhergehende Schussverlagerung feststellen konnte.
Natürlich wollten dann die anderen Schützen auch mal. Die CO2-Kapsel wird wie zu erwarten kalt, wenn man zu schnell schießt. Das System ebenso. Wenn man sich aber Zeit lässt, bekommt man aus der Konstruktion gute 60 Schuss raus. Im Sommer, bzw mit einem Wärmepad um den Kapselhalter, könnten auch mehr rauskommen, bevor der Druck flöten geht. In Summe ist die Lösung also sogar einigermaßen Wettkampftauglich.
Das alte Schätzchen hat somit nicht nur einen Umbau, sondern auch ein 2tes Leben bekommen. Und das allerbeste: an der Waffe selbst wurden keinerlei Veränderungen vorgenommen, die Grundwaffe blieb absolut original. Und falls sie durch meine Erben mal verkauft werden sollte, ist es keine Bastelbude, sondern original. Gut, die Optik der Waffe hat sich verändert, statt dem dicken „Beutel“ der originalen CO2-Kapsel, hängt da nun ein langer dünner „Griff“ vorne am System, erweckt irgendwie den Eindruck, als wäre das der vordere Griff für ein Sturmgewehr. Andere Schützen würden das wohl eher mit der Mauser C96 vergleichen, die das Magazin auch vor dem Abzug hat. Mir egal, es ist und bleibt eine Sportwaffe mit offener Visierung für 10m.
Derzeit liegt die alte Dame (Baujahr 91) mehr im Koffer, als dass sie benutzt wird. Gelegentlich darf sie mal zum Firmenschießen, Kids Day oder zur Einführung von Interessenten mal raus. Eigentlich auch schade, aber was soll ich machen? 10m Auflageschießen? Verkaufen? Neee. Ich hab genug um die Ohren, von FT über KK bis zu GK, da binde ich mir nicht noch eine weitere Disziplin ans Bein. Zumal ich im Verein sehr aktiv bin und auch ne 40 + X Stundenwoche habe. Dann bleibt sie lieber im Koffer und wird regelmäßig gepflegt und geölt.
Beim letzten Ostereierschießen lief mir Andreas mal wieder über den Weg. Er hat sich wegen Arbeit, Haus, Hof und Familie etwas aus dem aktiven Sport zurückgezogen, wir sehen uns kaum noch. Aber als ich ihm erzählt hab, dass die C25 immer noch bei mir ist und durch diesen Umbau immer noch wettkampftauglich ist, hat er gestrahlt. Er hat wohl geahnt, dass sie bei mir in die richtigen Hände kommt.
Dieser Artikel zeigt natürlich nicht alle Details auf, der Umbau ist einige Jahre her und damals habe ich nicht alles dokumentiert. Kaum jemand hat eine Drehbank daheim und viele der Bilder sind im Nachhinein entstanden. Ich bin mir aber sicher, dass der Artikel als Anregung für eifrige Bastler oder Kurzweil für den geneigten Leser dienen kann. Und vielleicht wird durch diesen Artikel auch die ein oder andere “vergessene” oder Vereinswaffe re-aktiviert.