Als die Briten (wieder mal) die Welt eroberten!

Als die Briten (wieder mal) die Welt eroberten!

Field Target ist ein Schießsport, der weltweit von über 20 Millionen Sportschützen ausgeübt wird. Entstanden gegen Ende der 1970er Jahre in England, breitete sich Field Target besonders in Großbritannien – bedingt durch die sehr restriktive britische Waffengesetzgebung, in der Luftgewehre bis zu einer Mündungsenergie von 16.3 Joule eine Sonderstellung einnehmen und frei verkäuflich sind – und den USA schnell aus: In diesen Ländern ist Field Target heute ein ausgesprochener Breitensport. Aber auch in Deutschland erfreut sich diese Disziplin einer immer größeren Beliebtheit.

Für Aussenstehende läßt sich Field Target am einfachsten als eine Art Jagdsimulation erklären: Es handelt sich um eine Schießdisziplin in freier Natur, Ziele sind meist lebensgroße Silhouetten von Tieren, die in England und anderen Ländern mit leistungsstarken Luftgewehren gejagt werden dürfen: Kaninchen, Eichhörnchen, Krähen und andere Kleintiere. Einige Bastler haben aber auch neutrale Ziele entwickelt, die lediglich aus geometrischen Formen bestehen, und zu Trainingszwecken werden auch gerne Pendelziele oder Spinner genutzt. 

Auf einem sogenannten “Parcours” werden in der Regel 20 bis 50 dieser Tiersilhouetten in einer, dem Schützen vorher unbekannten Position und einer Entfernung von zwischen 9 und 50 Metern aufgestellt. Der Parcours ist wiederum in 7 bis 20 Lanes aufgeteilt, wobei jede Lane zwischen einem und bis zu vier Ziele hat, die in der richtigen Reihenfolge geschossen werden müssen. 

Wenn das Schießgelände es erlaubt, wird der Parcours so angelegt, dass sich die Vogelsilhouetten in Bäumen oder Hasensilhouetten zwischen Büschen befinden. Dass die genaue Position und die Entfernung zu den Zielen nicht bekannt ist, macht den besonderen Reiz am Field Target aus: Somit ist die möglichst genaue Schätzung der Entfernung und die Einbeziehung von Umwelteinflüssen wie Wind oder Regen – und in Folge die Auswirkung dieser Faktoren auf die Flugbahn des Diabolos – die erste und größte Herausforderung für den Schützen.

Gemäß dem historischen Hintergrund steht beim Field Target das “waidgerechte Bejagen” der Ziele im Vordergrund: Da in der Jagd nur der sichere Schuss in eine Körperregion akzeptabel ist, in der lebenswichtige Organe liegen und deren Verletzung einen möglichst schnellen und schmerzfreien Tod gewährleistet – die sogenannte Blattschussregion – sind auch die im Field Target genutzten Ziele mit sogenannten “Trefferzonen” versehen. Diese Trefferzonen sind Löcher verschiedener Größe in der Blattschussregion der jeweilien Tiersilhouette, mit einem Durchmesser von zwischen 15 und 40 Millimetern. Hinter dieser Trefferzone ist ein auffälliger, in der Farbe zur Silhouette kontrastierender Metalllöffel montiert, das bei einem Treffer die Tiersilhouette zum Umklappen bringt und damit anzeigt, dass das Ziel “erlegt” wurde. Nur ein sichrer Treffer in der Blattschussregion gibt einen Punkt. Ein Treffer auf die Tiersilhouette bleibt, abgesehem vom verletzten Stolz des Schützen – ohne Ergebnis. 

Um der Ausrüstung der jeweiligen Schützen entgegen zu kommen und einen fairen Wettbewerb zu gewährleisten, sind im BDS-Regelwerk verschiedene Klassen vorgesehen um diese Leistungsunterschiede auszugleichen. Somit ist ein relativ günstiges Knicklauf-Luftgewehr in seiner Klasse durchaus Wettkampftauglich gegenüber einem speziell auf den Schützen angepassten Hochleistungs-Matchgewehr für mehrere tausend Euro. 

Allen Klassen gemein ist die Verwendung eines einstellbaren Zielfernrohres. Abgesehen vom offensichtlichen Verwendungszweck – dem Zielen auf die Blattschussregion der Tiersilhouette – kann das Zielfernrohr durch das Scharfstellen auf das Ziel auch zum Ermitteln der Entfernung zum Ziel verwendet werden: Der Schütze stellt über das sogenannte Parallaxenrad am Zielfernrohr auf das Ziel scharf und kann anschließend die Distanz zum Ziel auf der Kalibrierungsskala des Einstellrades ablesen. Zusätlich haben viele Schützen einen am Gewehr angebrachten “Windfaden” um von diesem die aktuellen Windverhältnisse abzulesen. Auch die unterschiedlichen Gelände, Steigungen und Gefälle müssen vom Schützen berücksichtigt werden. Entsprechend all dieser Informationen kann der Schütze anschließend die Höhen- und Seitenkorrektur des Zielfernrohres einstellen und hoffentlich einen Treffer erzielen.

Sie sehen, Field Target ist ein wirklich spannender und abwechslungsreicher junger Schießsport. Mensch und Material müssen sehr gut zusammenpassen und Schützen müssen in der Lage sein, ihre Umwelteinflüsse korrekt interpretieren zu können um am Ende Erfolg zu haben. Mit diesem Buch hoffe ich, den ein oder anderen für diesen tollen Sport begeistern zu können. Und vielleicht sieht man sich ja schon bald auf dem Parcours!

Hinweis: Dieser Beitrag ist Teil einer regelmäßigen Artikelserie, die einmal pro Quartal aktualisiert wird, Informationen zum Thema Field Target sowie Trainingstipps für Luftgewehrschützen geben soll.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Deine Inserate verwalten

Melde dich bitt an, um das Knifte Marktplatz Dashboard nutzen und deine Inserate verwalten zu können.

Noch keinen Account?

Kostenlos inserieren!

Auf dem Knifte Marktplatz kannst du deine ab 18 Jahren frei erhältlichen Waffen inserieren.
Ganz einfach, kostenlos und unkompliziert.

Bitte melde dich an oder registriere dich.

Noch keinen Account?